Meine erste
totale Sonnenfinsternis 11.8.1999,
Aflenz, Bürgeralm, Steiermark, Österreich 1500m Seehöhe,15°18´ E, 47°27´N Wir sind seit Jahren zum Modellfliegen in Aflenz auf der Bügeralm 1500m Seehöhe. Dieses Jahr haben wir den Termin so gewählt, daß wir die Sonnenfinsternis beobachten konnten. Besonderer Anreiz auf diesen Platz zu verharren war natürlich, daß Aflenz in der Mitte der Totalität mit 2:02 min lag. Wir reisten bereits am Dienstag Vormittag an, da war noch keine Rede von Stau und Verkehrschaos. Am Dienstag war das Wetter noch gut, aber die Aussichten im Wetterbericht, Teletext (Flugwetterbericht ist meist sehr brauchbar) waren nicht so ermutigend. Für die Steiermark war wechselnd bewölkt mit Schauern vorausgesagt. Das Naturfreundehaus ist ausgebucht. Dr. Strassmeier (er Stammt aus der Gegend) vom astronomischen Institut der Univ. Wien hat viele Kollegen und Freunde um sich versammelt. Unsere Gruppe besteht aus 4 befreundeten Familien mit insgesamt 5 Kindern . In der Früh ein Blick aus dem Fenster, es war schrecklich, es goss, mein Vater hätte gesagt es regnet Schusterbuben. Der Wetterbericht im Teletext hatte sich komplett geändert. Starke Bewölkung und hohe Niederschlagshäufigkeit mit geringen Auflockerungen. Etwas besser war es für das Mittelburgenland angesagt. Mittwoch 11.8.1999, 9:00 In der Großen Runde die alle mit uns zur Beobachtung angereist waren gab es nun eine Diskussion, fahren wir in den Osten oder bleiben wir hier. Entscheidend war dann das Wetterpanorama in ORF 2. Auch im Burgenland -Podersdorf- regnet es. Also bleiben wir. Mittwoch 11.8.1999,10:00 Das Wetter wird besser und Massen von Touristen werden mit dem Sessellift auf die Bürgeralm gebracht. Sie marschieren aber praktisch alle weiter auf die Anhöhe auf ca. 1800m Seehöhe. Sogar Alphornbläser sollen das Naturschauspiel untermalen, aber Gott sei Dank weit von uns entfernt. Wir stellen direkt auf der Terrasse des Naturfreundehauses unser Teleskop (Optus 70mm Spiegel, 700mm Brennweite vom Hofer um 1000 österreichischen Schillingen mit gröberen selbst durchgeführten Umbauten) auf. Es ist sich genau ausgegangen, es hat so weit aufgerissen, daß man die Bedeckung genau verfolgen kann. Wir wechseln bei der Beobachtung zwischen freiem Auge (bei starker Bewölkung), der Sonnenbrille (bei mittlerer Bewölkung) und der Sonnfinsternisbrille (bei fast klarem Himmel). Die Kinder dürfen aus Sicherheitsgründen nur mit der Sonnenfinsternisbrille schauen, unter leichtem Murren! Das Fotografieren mit Kodak Gold 100 und Praktika BC und dem Teleskop als Objektiv ist ebenso schwierig. Bei Bewölkung mit einer 1/1000s ohne doppelt metallbeschichteter Sonnenfolie von Baader Planetarium ND5, oder mit dieser Folie und ca. 1/15s mit der Hand und einem Stück Naturpapier als Verschluß sonst schwingt das Teleskop zu viel. Aber es entsteht eine schöne Serie der Bedeckung. Auch konnten wir 3-4 Sonnenflecken auf ca. 30-40 ° unterhalb des Sonnenäquators mit dem Fernrohr (Okular 12,5mm) erkennen.
Zweiter Kontakt (Beginn der Totalität):
12:43:56 MESZ Die Totalität: Die Sonne wird leider zum Beginn der Bedeckung sehr oft von Wolken bedeckt und verschwindet teilweise vollständig unter den Wolken. Doch da, man kann die Perlschnur durch die Wolken erblicken und die Sonne ist kurz, die ersten Sekunden der Totalität hinter Wolken verborgen. Doch dann reißt es auf und die Korona mit Ansätzen von Protuberanzen die auch auf den Fotos zu sehen sind ist zu erkennen. Alle staunen. Ich beobachte mit dem Feldstecher und schieße eine Serie von Fotos, alle ohne Folie mit 1/1000s (leider nicht mit dem Telekonverter, dann wäre die Sonne Format füllend und um 2 Blenden weniger belichtet gewesen, vielleicht wären dann die Protepuranzen besser sichtbar. Von den fliegenden Schatten und den Reaktionen der Tierwelt haben wird nichts bemerkt, dazu war es offensichtlich nicht klar genug. Aber das Hereinbrechen dieser Dunkelheit war trotz aller Vorbereitung auf das Ereignis überwältigend. Es blitzten die Sucherkameras (für so ein Ereignis hatten die Besitzer diese nicht programmiert, Blitz war nicht ausgeschaltet) und die Zeit verflog in Windeseile. Die Perlschnur war schon wieder zu sehen und obwohl nur ein Bruchteil der Sonne schien, war es gleich wieder hell.
Dritter Kontakt (Ende der Totalität):
12:46:15 MESZ Abnehmende Bedeckung: jetzt wurde es langweilig. Die ersten Biere wurden konsumiert, auch die Knoblauchsuppe im Brotteig war ausgezeichnet. Aber es entstand trotzdem eine Serie von Fotos. Jetzt sehen wir wieder die Sonnenflecken und auf meinem letzten Foto mit 2x Telekonverter und Folie sind sie sogar zu erkennen.
Vierter Kontakt (Ende der partiellen
Verfinsterung): 14:08:15 MESZ Es war wirklich ein beeindruckendes Ereignis. Man kann verstehen, daß einige nicht bis zur nächsten in unseren Breiten warten wollen und sich nach den Termin der nächsten z.B. 2001 in Madagaskar erkundigt haben.
Vergangene und zukünftige totale Sonnenfinsternisse in ÖsterreichDie untenstehende Tabelle listet die Dauer der
Totalität (Minuten und Sekunden) auf, welche die österreichischen
Landeshauptstädte bei den totalen Sonnenfinsternissen in den 1501 Jahren
von +1000 bis +2500 erfahren. Die Werte basieren auf den Besselschen
Elementen, die von H. Mucke und J. Meeus in ihrem Buch -Canon der
Sonnenfinsternisse 2003 to +2526 (zweite Auflage Astronomisches Büro
Wien, 1992) angegeben sind. Die Werte für Delta T wurden nach J. Meeus
-Astronomical
Algorithms- (Willmann-Bell, Inc. 1991) angenommen
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created : 23.3.2008 - updated : 24.2.2023 - (c) T.Zwach - photos: Thomas Zwach